Co-Benefits der Energie- und Mobilitätswende
Bewegung und frische Luft sind gesund – das ist bekannt.
Um dies auch wissenschaftlich zu belegen, hat eine Studie in den Niederlanden den Einfluss von Radfahren auf die Gesundheit berechnet. Durchschnittlich steigert sich die Lebenserwartung um ein halbes Jahr. Außerdem werden 6.500 Todesfälle pro Jahr vermieden. Das schlägt sich auch in wirtschaftlichen Vorteilen nieder, die etwa 3 % des niederländischen BIP entsprechen. Die Studie bestätigt, dass fördernde Maßnahmen für das Fahrradfahren, wie eine verbesserte Fahrradinfrastruktur, langfristig ein hohes Kosten-Nutzen-Verhältnis erzielen (1). Die Wirkung der Förderung von Fahrradinfrastruktur im Rahmen einer strukturellen Verkehrswende im Kampf gegen die Klimakrise wurde dabei nicht einmal berechnet.

Fossile Energien schädigen unsere Gesundheit
Das Verbrennen dieser fossilen Energien erzeugt den Großteil der gesundheitsschädlichen Luftverschmutzung in unserem direkten Lebensumfeld (2). Diese fördern die Entstehung von Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Krebserkrankungen (3,4,5), welche die Haupttodesursachen weltweit darstellen (6). Des Weiteren besteht ein Zusammenhang mit Diabetes (7), Erkrankungen des Gehirns (8) und Schwangerschaftsproblemen (9). Zusammengenommen ist die Verbrennung von fossilen Energien allein in Deutschland jährlich für knapp 200.000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich (10).
Ausstieg aus den Fossilien fördert die Mobilität und mentale Gesundheit
Der Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Energieträger durch eine systemische und sozialverträgliche Energie- und Mobilitätswende hat neben besserer Luftqualität auch weitere erhebliche Vorteile für unsere Gesundheit: 42 % der Menschen in Deutschland bewegen sich weniger als von der WHO empfohlen (11). Die strukturelle Förderung und Priorisierung von aktiver Mobilität und öffentlichen Verkehrsmitteln führt zu mehr gesundheitsfördernder Bewegung im Alltag, was zu einer Verringerung von Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verschiedener Tumoren, Diabetes und Fettleibigkeit beiträgt (12). Die sich daraus ergebende Reduktion der Nutzung privater Autos senkt darüber hinaus die Lärmbelastung der Menschen, was die Schlafqualität und die psychische Gesundheit nachweislich verbessert (13).
Der Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Energieträger ist gleichzeitig auch entscheidend für die dringend notwendige Therapie der Klimakrise. Dafür wären alle notwendigen Mittel und Technologien vorhanden, wie der Weltklimarat gerade wieder bestätigt (14).

Nur eine systemische und sozialverträgliche Energie- und Mobilitätswende schafft echte Unabhängigkeit von Autokraten und bewahrt Frieden. Entschlossenes Handeln heißt auch, die Steigerung der globalen Temperatur auf 1,5 °C zu begrenzen, um Gesundheit und Frieden für heutige und kommende Generationen zu sichern.
Deshalb fordern wir als Menschen in Gesundheitsberufen:
– Gesunde Energie für gesunde Menschen
Für mehr saubere Luft, mehr Demokratie und mehr Frieden
- Verbindlicher Kohleausstieg bis spätestens 2030
- Ende aller Subventionen für fossile Energieträger
- Massive Förderung erneuerbarer Energien durch Beseitigung bürokratischer Hürden
– Gesunde Mobilität für gesunde Menschen
Für mehr aktive Bewegung, saubere Luft und weniger Alltagsstress
- Ungebremster Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel
- Priorisierung und Förderung von aktiver Mobilität (Fahrrad- und Fußwege)
- Erstzulassungsstopp für PKWs mit Verbrennungsmotor ab 2025
- Neu- und Ausbaustopp für Autobahnen und Bundesstraßen
- Tempolimits: 120 km/h Autobahn, 80 km/h Landstraße, 30 km/h innerorts
– Gesundes Klima für gesunde Menschen
Für bessere Kommunikation notwendiger Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit
- Wissenschaftlich begründetes und politisch verbindliches CO2 Budget, das den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Begrenzung der Erderhitzung um 1,5°C entspricht



Quellen:
- Elliot Fishman, Paul Schepers, and Carlijn Barbara Maria Kamphuis, 2015: Dutch Cycling: Quantifying the Health and Related Economic Benefits; American Journal of Public Health 105, e13_e15, https://doi.org/10.2105/AJPH.2015.302724
- Philip J Landrigan et al., The Lancet Commission on pollution and health, The Lancet, Volume 391, Issue 10119, 462 – 512
- European Environment Agency: Report No 21/2019, Healthy environment, healthy lives: how the environment influences health and well-being in Europe https://www.eea.europa.eu/publications/healthy-environment-healthy-lives
- U.S. Environmental Protection Agency, U.S. EPA. Integrated Science Assessment (ISA) for Particulate Matter (Final Report, Dec 2019)., Washington, DC, EPA/600/R-19/188, 2019.
- Jos Lelieveld et al., Loss of life expectancy from air pollution compared to other risk factors: a worldwide perspective, Cardiovascular Research, Volume 116, Issue 11, 1 September 2020, Pages 1910–1917
- Theo Vos et al., Global burden of 369 diseases and injuries in 204 countries and territories, 1990–2019: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2019, The Lancet, Volume 396, Issue 10258, 1204 – 1222
- He D, Wu S, Zhao H, et al.: Association between particulate matter 2.5 and diabetes mellitus: a meta-analysis of cohort studies. J Diabetes Investig 2017; 8: 687–96
- Paul KC, Haan M, Mayeda ER, Ritz BR: Ambient air pollution, noise, and late-life cognitive decline and dementia risk. Annu Rev Public Health 2019; 40: 203–20
- Sun X, Luo X, Zhao C, et al.: The associations between birth weight and exposure to fine particulate matter (PM2.5) and its chemical constituents during pregnancy: a meta-analysis. Environ Pollut 2016; 211:38–47
- Karn Vohra et al., Global mortality from outdoor fine particle pollution generated by fossil fuel combustion: Results from GEOS-Chem, Environmental Research Volume 195, April 2021, 110754
- World Health Organization (WHO): The Global Health Observatory, Acc 20.04.2022 https://www.who.int/data/gho/data/indicators/indicator-details/GHO/prevalence-of-insufficient-physical-activity-among-adults-aged-18-years-%28age-standardized-estimate%29-%28-%29
- Lee I M, et al., Effect of physical inactivity on major non-communicable diseases worldwide: an analysis of burden of disease and life expectancy. Lancet. 2012; 380(9838), 219-229.
- World Health Organization (WHO): Environmental Noise Guidelines for Europe, 2018 https://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0008/383921/noise-guidelines-eng.pdf
- The Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC): Sixth Assessment Report, Climate Change 2022: Mitigation of Climate Change, the Working Group III contribution https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg3/
- The Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC): Sixth Assessment Report, Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability, the Working Group II contribution
- Regionales Informationszentrum der Vereinten Nationen (UNRIC): UN-Generalsekretär António Guterres: Anmerkungen zur Pressekonferenz – Vorstellung des IPCC-Berichts, Genf, 28. Februar 2022, https://unric.org/de/ipcc280202022/
- World Health Organization (WHO): COP 26 Special report on climate change and health: The health argument for climate action, 2021 https://www.who.int/publications/i/item/9789240036727
- Marina Romanello et al., The 2021 report of the Lancet Countdown on health and climate change: code red for a healthy future, Lancet, 20.10.2021, https://doi.org/10.1016/S0140-6736(21)01787-6